Freitag, 5. Juni 2015
4.6.
Wie gerne würde ich die Gerüche mit Euch teilen, den Duft, wenn man durch einen angewärmten Nadelwald geht, die vielen Pflanzen. Oder die Geräusche, wenn dann neben einem ein Fluss donnert, die singenden Vögel. Das geht leider noch nicht.
Bei strahlendem Sonnenschein geht es heute morgen dann los. Wir wollen wandern, möglichst nicht zu anstrengend, möglichst ohne viele Menschen. Das schließt sich hier eigentlich schon mal aus, Vorteil ist nur, dass die Amerikaner nicht so gerne wandern und dementsprechend man bald dann doch alleine in der Wildnis ist. Ein kleinerer Weg führt an einen See, den wir dann umrunden wollen.


Insgesamt 6,2 Meilen, für den Anfang doch ganz moderat- denken wir. 10 km um einen See, kann ja so schlimm nicht sein. Die 6,2 mi entpuppen sich als 8,75 mi, entsprechend 14 km... Aber nicht etwa glatt um den See, weit gefehlt, so denke ich nur als Deutsche- es geht bergauf und bergab. Außerdem muss man immerzu auf den Boden gucken, denn Steine und Wurzeln säumen den Weg. Gleichzeitig heißt Ausschau halten nach Tieren, und das noch so kombinieren, dass man nicht auf die Nase fällt, ist eine kleine Herausforderung. Nun ja, wir werden reichlich belohnt. Die Aussicht ist irre, der See vor schneebedeckten Bergen, und als wir uns einen kleinen Aussichtspunkt am See nähern, hockt dort ganz ruhig ein Murmeltier.

Wir können es fotografieren, auch wenn es sich in einem Baumgeflecht versteckt. Auf dem weiteren Weg steht vor uns plötzlich eine Hirschkuh mit zwei Kälbern. Sie guckt uns erst neugierig an, läuft dann aber weg, allerdings auf dem Wanderweg. Die Spuren kann ich sehen, und so verhalten wir uns ruhig. Wie überrascht sind wir, als alle drei wieder nach einer Kurve vor uns stehen, und noch viel überraschter, als das eine Junge sofort auf mich zugelaufen kommt.

Neugierig, wie Kinder nun einmal sind, steht es da. 2 m vor mir und guckt mich mit grossen Augen an. Bis ich sage „Du bist hier verkehrt“, da läuft es zur Mama und alle gehen langsam den Hang hinauf.


Zwei weitere Murmeltiere und eine Art Waldhuhn sehen wir noch.


Inzwischen hat sich der Himmel zugezogen, wir hören Donnergrollen in der Ferne und gerade als wir das Visitor Center erreichen, wenn es an zu gießen. Ein kleiner kräftiger Schauer...
Meine Beine sind inzwischen mit Wackelpudding vergleichbar, meine Kraft ist gleich null. So ko war ich schon lange nicht mehr- bin ich nicht extra ins Fitness-Studio gegangen, um für solche Wanderungen gewappnet zu sein??? Ein Kaffee mit ein paar Nüssen und Pfefferminzdrops fördern die Energien, laufen mag ich trotzdem noch nicht wieder. Da wird nicht nach gefragt- wir müssen noch einkaufen, der Supermarkt ist riesig, da kommen gleich noch mal ein paar gefühlte Kilometer zusammen.
Auf dem Weg zum Campground, wir haben beschlossen, wegen der Duschen schon wieder auf Naturcamping zu verzichten. Und Steuern erneut den KOA an, sehe ich in Jackson eine Menschenansammlung. Huch, prompt ist alle Müdigkeit verschwunden, die Beine sind wieder flott, Bernd, da ist was los, da will ich hin! Mein geduldiger Mann sucht einen Parkplatz, nicht so einfach bei dem Touristenstrom, und dann nichts wie hin. Als wir ankommen, hat sich alles aufgelöst, aber wir sehen, was gewesen war, was wir verpasst haben: jeden Abend um 18:00 wird dort eine Wild-West- Vorstellung geliefert, wie zu alten Zeiten wird geballert und was weiß ich , hab ja nur noch die verkleideten jungen Leute und ein Plakat gesehen.... Dafür drehen wir noch eine kleine Runde durch das Städtchen und bewundern die Fassaden.


Hier könnte man gut einen Karl-May-Film drehen. Natur, die überteuerten Geschäfte müssten ausgeblendet werden....
Nun geht's aber wirklich zum Zeltplatz. Und wir genießen die heißen Duschen!