Montag, 8. Juni 2015
7.6. Der Tag der Geysire
Wir waren gestern Abend nicht mehr unterwegs. Noch während wir in der Lounge saßen, würden wir so müde, dass wir nur noch ins Zelt gingen und die Nacht einläuteten. Es war noch nicht einmal halb zehn....
Heute Morgen werde ich davon wach, dass zwei Autos wegfahren. Ich gucke auf die Uhr, es ist gerade mal 5:20. Ich überlege noch kurz, wieder einzuschlafen, aber die Gelegenheit, gleich früh in die Gänge zu kommen, ist zu verlockend. So wecke ich Bernd, erzähle ihm, es sei halb acht und als ich ihn über die echte Zeit aufkläre, ist er wach.... Prima! Viertel vor sechs sitzen wir im Auto und fahren zu den Geysiren.


Ich bin bester Laune, obwohl es „pottendick“ , also total nebelig ist. Wir haben für heute einen Tag der Geysire eingeplant und fahren zu dem Hauptpunkt „Old Faithful“. Die riesigen Parkplätze zeigen, mit welchem Ansturm gerechnet wird, immens! Aber noch ist alles leer! Wir sind so angenehm früh.
Wir erleben heute eine Wunderwelt der Geologie! Vor ca. 640 000 Jahren kam es hier zu gewaltigen Vulkanausbrüchen. Der Krater fiel in sich zusammen und noch immer erzeugte die darunter liegende Magmakammer Hitze. Diverse kleine Krater stoßen Dampf aus, überall sieht man es qualmen. Und aus so einigen Geysiren brechen alle paar Stunden aus und zeigen eine heftige Wasserfontäne.
Wir haben Glück und müssen gleich bei der ersten Fontäne nicht lange warten.

(Ich glaube, hier müsst ihr einmal den Kopf drehen...)

Es zischt und sprudelt, die Fontäne erreicht angeblich 35-50 Meter.
Wir machen anschließend einen Rundweg und bewundern noch viele dampfende, bunte, einfarbige, witzig konstruierte oder einfach nur dampfende Krater. Den ganzen Tag fahren wir verschiedene Stellen an und sind immer wieder sehr angetan von diesen Naturgewalten.








Besonders die Tatsache, dass sich die Erde hier in einer Tour verändert, messbare Verschiebungen stattfinden, Erdbeben, von denen ich zwar nichts gemerkt habe, die aber sehr häufig sein sollen. Es ist spannend! Die Fontänen kommen in unregelmäßigen Abständen und nach Möglichkeit bekommt man die Zeiten bei den Informationen. Als wir bei einem Krater auf einen Ausbruch warten, es ist fast meditativ, wundern wir uns, dass plötzlich die anderen Touristen in die entgegen gesetzte Richtung blicken:


zwei Kojoten durchstreifen das Gebiet und lassen sich in Fotografier-Nähe nieder. Ich vermute, dass es sich um Mutter mit einem Jungen handelt, der Kleine lässt sich bald nieder und legt sich so hin, dass man ihn mit bloßem Auge nicht vermuten würde. Selbst mit dem Fernglas ist er schwer zu finden, obwohl er nicht weit weg liegt. Die Mutter streift eher unruhig hin und her, lässt sich mal nieder, steht dann wieder auf und geht irgendwann fort. Als wir längst weiter sind, wir haben inzwischen erfahren, dass wir umsonst warteten und den Ausbruch bereits verpasst haben, hören wir den kleinen bellen und heulen, so wie man die Töne bei einem Kojoten vermutet.
Zwar immer noch keinen Bären gesehen aber Kojoten waren auch schon mal super! So süß!!!! Ansonsten beliefen sich unsere Tierbeobachtungen auf eine weitere kleine Schlange, wahrscheinlich ungiftig,


riesige Büffelherden mit ihren Jungen und einen Adler.
Und heute Abend spendiere ich eine Stunde Internet, im ganzen Park gibt es kein freies Wifi, und ich will doch das Geschriebene „freigeben“.....



6.6.
Die gute Laune ist beim Campen doch ziemlich Wetter-abhängig. Die Sonne scheint und wir wachen mit guter Laune auf. Wieso ist heute das Zelt innen trockener als gestern? Die Temperatur beträgt auch nicht mehr: 43 Grad Fahrenheit oder 7 Grad Celsius. Naja, manche Rätsel werden wir nicht lösen. Auf jeden Fall hab ich super geschlafen und nun geht es in den Tag - mit rekordverdächtiger Geschwindigkeit: um 6:33 aufgewacht, und 6:57 sitzen wir im Auto. Samt Zelt und Zubehör und natürlich angezogen. Ist halt anders als Zuhause, nix erst frühstücken oder so..... Auch duschen geht halt nicht, gibt keine..... Den ersten Kaffee wird es an der nächsten Tankstelle geben, geschätzt 20 km entfernt.
Heute geht es in den Yellowstone Park. Aber bevor ich dazu komme, berichte ich noch von dem gestrigen Abend, wie versprochen.
Zunächst waren wir doch enttäuscht, wie wenig Tiere wir sahen, hatten uns doch die Ranger erzählt, dass die großen Hirschherden mit der Dämmerung rauskommen und zu beobachten sind. Nix... Mit dem Fernglas konnte ich zwar einzelne kleinere Hirsche, die sogenannten Deers ausmachen, aber keine großen „Elks“, nicht zu verwechseln mit den „Moose“ , den Elchen. Elks sind große Hirsche, Wapitis.
Doch nach einiger Zeit wurde unsere Geduld belohnt- drei Elch-Bullen, mit kräftiger Schaufel, unglaublich, standen nicht weit weg, wir konnten super Bilder machen!


Außerdem sahen wir noch die in den Reiseführern viel fotografierten Hütten, aus längst vergangener Zeit, die als Blickfang vor den Bergen herhalten. Sie wurden 1890 von den Mormonen errichtet, als ganze Kommune mit Schule, natürlich Kirche und Häuser fürs Personal und Ställe.. Da alles im Originalzustand belassen wurde, darf man nicht nahe an die Gebäude herantreten. Es war trotzdem beeindruckend, und ergab logischerweise eine wunderbare Fotokulisse.
Weiter ging es, langsam wurde es so dunkel, dass wir nicht mehr viel sehen konnten. Und dann kamen sie, die großen Hirschherden.


Zunächst eine mit 8 Tieren, die ich noch mit Fotoapparat-Trick aufnehmen konnte, später eine weitere mit ca. 35 Hirschen. Unglaublich, dieser Anblick! Obwohl sie direkt an der Straßen standen, beobachtete ich sie mit dem Fernglas, so wurde das wenige Licht gebündelt und ich sah einfach mehr.
Das Fahren zum Zeltplatz dauerte in der Dunkelheit nun länger, an jeder Ecke konnten Hirsche herauskommen, 2 mal passierten sie direkt vor unserem Wagen. Mit einer Ruhe und Gelassenheit, die nur zu bewundern war.... Dieser Abendausflug hat sich auf jeden Fall gelohnt! Und ich hoffe, dass ich bald Wifi habe, dass ich die Fotos herauflaufen kann. Gab es mal ein Leben ohne Wifi????

Der Yellowstone Park...
Ganz anders als der Grand-Teton zeigt sich dieser Park. Schwerpunkt sind die Geysire, die sich auch gleich an Beginn des Parks zeigen. Überall brodelt und blubbert es, es qualmt ordentlich.




Dieses Mal könnt ihr froh sein, dass sich Gerüche nicht übertragen lassen, es riecht nach Schwefel. Witzigerweise nicht aus jeder Quelle, aber aus vielen. Die Mineralien sorgen dann noch bei vielen Geysiren für eine sagenhafte Farbenvielfalt. Leider ist die eine Hauptstraße gesperrt, sonst wären wir sehr früh an den Hauptattraktionen, natürlich auch Geysire, so werden wir die wohl auf morgen früh verschieben. Es geht also weiter durch viele Wald- und Wiesengebiete zu dem angestrebten Campingplatz.
Der Yellowstone-Park brannte 1988 zur Hälfte ab, und diese Schäden sieht man heute noch. Streckenweise stehen Mengen an verbrannten Stämmen, denn im Naturpark überlässt man die Natur sich selbst. Und unter den Stämmen wachsen überall neue Bäume, es ist ein unglaubliches Bild. Auf den Wiesen grasen Bisons, von Touristen in akzeptablen Abstand umzingelt, von uns liegen gelassen- wir sahen und fotografierten so viele auf der Antilope Island, dass sie nicht mehr sooo interessant für uns sind. Anders die drei Hirsche mit großem Geweih an der Straße. Ich hielt eigentlich an, um die verkohlten Bäume digital festzuhalten, da sah ich erst die Menschenmenge, die am „Elk“ interessiert war.




Der stand nur zwei Meter von uns entfernt, graste und ließ sich überhaupt nicht von uns Gaffern beeindrucken.
Diese Weite der Natur, diese Vielfalt sowohl von Fauna als auch Flora lässt einen ins Denken kommen. Der Alltag ist weit weg, die Probleme und Grübeleien nicht immer, doch die Natur ist so allgegenwärtig, so allmächtig. Gerade wenn man die verbrannten oder die vom Sturm umgestürzten Bäume sieht. Landschaft, die sich ohne den Einfluss des Menschen immer wieder erholt. Dann sind da die aus allen Ländern kommenden Menschen in ihrer Vielfalt. Alle erfreuen sich an denselben Dingen, auch wenn man sich nicht unbedingt verständigen kann. So kommen viele Gedanken über Mensch, Tier, Lebensweise und vieles andere betreffend, aber von denen werde ich den Blog hier verschonen....
Derzeit machen wir am Haupt-Touristenort („Ort“ ist total übertrieben, er besteht einzig aus einer Tankstelle, einem Shop, zwei Restaurants, drei Geschenke-Shops, das alles auf einem riesigen Parkplatz, und dann ein Campingplatz und ein paar Hütten zum Mieten) Pause. Nachdem wir auf dem Campingplatz hier den letzten nicht reservierten Platz ergatterten, haben zur Belustigung vieler Amerikaner in der Öffentlichkeit unser Müsli gemacht und gegessen und werden nun gleich weiter fahren, um die weitere Umgebung zu erkunden.
Einige Zeit später....
Vielversprechend heißen die letzten Beiden Ausfahrten vor diesem Haupt-Center „Grand-Canyon“ South Riff und North Riff... Wir rechnen nicht im entferntesten mit dem, was uns dort erwartet: atemberaubender Wasserfall in einer atemberaubenden Schlucht. Eben Canyon.




Gerade weil wir nichts erwartet haben, haut uns die Schönheit um. Die Touristenströme allerdings auch, insbesondere die Japaner, die immerzu und überall ein Foto mit sich und dann mit den einzelnen Familienmitgliedern machen. Und wehe, sie haben nicht ernst/fröhlich/schlau o.Ä. geguckt, dann muss das Bild noch mal geschossen werden. Und auf geht's zum nächsten View Point, da dasselbe noch mal. Es dauert, bis man an die guten Stellen kommt, um selbst gute Fotos zu machen. Oder man drängelt sich dazwischen, wir sind ja manchmal lernfähig.... Wir steuern verschiedene Punkte an, laufen mehr als geplant war, aber es lohnt sich jedes Mal!
Für heute reicht es allmählich an Eindrücken, wir bauen das Zelt auf und gehen eine Kleinigkeit essen. Gleich geht's dann wieder auf Wildlife-Such-Tour- vielleicht läuft uns ja endlich ein Grizzlybär über den Weg???? Oder jedenfalls ein Wolf! Oder, oder, oder......