14.6. Kälte!
Eigentlich dachte ich, heute gäbe es gar nichts zu berichten. Und das, wo ich doch so gerne schreibe. Aber manchmal wird dann doch ein Schalter umgelegt und vieles ändert sich.
Die Küste zeigt sich heute Morgen erst mal von ihrer grauen Seite, das ist hier absolut nicht ungewöhnliches. Trotzdem –grau heißt hier auch gleichzeitig kalt! Die Temperatur geht nicht über die 12 Grad Marke, der Wind bringt das auf gefühlte 5 Grad. Wir laufen in dicken Pullovern und mit Stirnbändern rum, es ist Sommer.... Schon vor zwei Jahren habe ich überlegt, dass es doch fiese ist, wenn man Haus am Pazifik hat, so richtig traumhaft, und es dann dauernd grau ist. Aber das ist die Wetterlage hier und hat mit den Temperaturen des Ozeans zu tun....
Aber anders als gestern klärt es unglaublich schnell auf und wir fangen an zu glauben, dass wir doch heute noch am Strand liegen können, Bernd meinte in der Wettervorhersage unglaubliche 28 Grad gesehen zu haben. Es war ja erst halb neun, und wenn jetzt schon die Sonne kam, das lässt hoffen. An einem richtig netten Picknickplatz mit Blick auf das immer tosende Wasser nehmen wir unser Frühstück ein. In der Sonne, wunderbar. Neben uns parkt eine Familie und schleppt Grill und Mengen an Essbarem sowie Angelwerkzeug usw. zu ihrem Platz. Das erleben wir heute öfter: es ist Sonntag, da gehen viele Familien mit Sack und Pack ins Freie und verbringen dort den Tag. Und Sack und Pack heißt immer Grillen!
Unsere Tour geht an der Küste weiter in den Süden. Es gibt immer wieder superschöne Ausblicke, hier und da halten wir an, um Fotos zu machen.

Singvogel auf einem Parkplatz

Trotzdem kommt ein Gefühl auf, dass das nicht tagesfüllend ist oder sein kann. So machen wir erst einmal einen schönen Strandspaziergang. In der Ferne sieht man schon die Wolken wiederkommen, aber das kann ja nicht sein, es soll heiß werden! Wir finden ein uriges Kaffee, in dem wir schön draußen sitzen und unseren Cappuccino schlürfen.




Jeder mit seinem Handy als Buch in der Hand. Ich habe meine Wirtschaftslektüre nun fast durch und habe zum ersten Mal in meinem ja nicht mehr ganz jungen Leben, peinlich wie es auch ist, einen annähernden Durchblick über das Finanzsystem in unserem Land bzw. der Industriestaaten. Dachte ja niemals, dass mich das faszinieren könnte. So eine Reise bringt schon viele Facetten mit sich. Zwischendurch kommt ein Mitarbeiter mit seinem Papagei lang spaziert. Der brauche jeden Tag seine Aufmerksamkeit und Streicheleinheiten, erzählt er und auch, dass der Vogel innerhalb der Woche bei seinen Eltern sei und am Wochenende mit im Café. Es ist urig und nett. Der Wind wird stärker und langsam wird es auch zu kühl, draußen zu sitzen. Wir machen uns wieder auf den Weg weiter in den Süden. Vorher werfen wir am gegenüberliegenden Strand einen Blick auf eine dichte Halbinsel, auf der sich Robben tümmeln, ca. 80 Tiere zähle ich.


So richtig zufrieden sind wir nach wie vor heute nicht, irgendwie fehlen uns die Ziele für die letzte Urlaubswoche. Und einfach nur vertändeln und warten, dass wir wieder nach Hause fahren, das wollen wir nicht.
Inzwischen ist alles grau, windig und kalt. Was machen wir hier, was wollen wir? Diese Fragen kennen wir auch anderen Urlauben und ich überlege mir, was ich alleine machen würde. Mich bewegen, ganz klar, einen Spaziergang, nein ,eher Wanderung. Frisch Luft,, Bewegung, neue Gedanken. Und das Konzept geht auf. Wir ziehen uns warm an, rüsten uns mit Fernglas aus und ab geht es wieder an den Strand. Inzwischen natürlich ein ganz anderer als heute Morgen. Wir laufen, reden, gucken, laufen, reden...... Es tut so gut, es war genau das richtige. Und dann kam der oben erwähnte Schalter. Dicht bei uns fliegt der erste Greifvogel, weitere folgen. Wir können trotz Fernglas nicht ausmachen, was es für welche sind. Beim Weiterlaufen sehen wir, dass sie sich mit mehreren an einer Stelle versammeln, ca. 6-8 auf einem Haufen. Erinnert ein wenig an Walt-Disney-Filme. Sehr merkwürdig. Sie sehen aus wie Geier - und es sind Geier!



Sie laben sich an einer toten Robbe, die wohl von der Flut angespült worden ist. Wir sind inzwischen an der Robbe dran, die Geier kreisen über uns hinweg, warten, dass wir ihren Futterplatz wieder verlassen.



Wir treten den Rückweg an, sind auch weit genug gelaufen. Da erleben wir dann die nächste Überraschung: ebenso dicht wie vorhin noch der Geier fliegt plötzlich ein Adler neben uns. Wir müssen nachher noch nachsehen, welche Art Adler er ist, auf jeden Fall kein Fischadler.

Nun sind wir ja schon so was von besser drauf! Wir fahren zur nächsten Tankstelle, um uns einen Kaffee holen. Hier fährt man nicht nur zum Tanken zur Tankstelle, in Amerika ist alles anders. Dort ist es dann so gemütlich, warm und hell, dass wir uns reinsetzen, ein paar Postkarten schreiben , Kaffee trinken und über weitere Möglichkeiten nachdenken. Nun geht's uns wieder richtig gut! Falls es uns hier nämlich weiterhin zu kalt ist, fahren wir schneller Richtung San Francisco, biegen vorher aber links ab und besuchen noch den Yosemite Park, da ist es warm! Und spannend!

Bester Dinge fahren wir noch einmal ein paar wenige Meilen in den Norden, um die Geier fotografieren zu können und bekommen auch gute Bilder hin. Jetzt heißt es, einen neuen Campingplatz aufzutun, und ganz dicht ist ein KOA, und der hat auch noch ein Hütte frei. Und natürlich freies Wifi! Wir fühlen uns wie im Paradies!


Historische Brücke am Campingplatz

Und wundern uns auch immer wieder, mit wie wenig man doch zufrieden sein kann. Muss ich zuhause wieder ausmisten?? Schon manches Mal nach dem Urlaub hab ich bzw. haben wir zuhause umgeräumt – aber das lass ich auf mich zukommen....